Schule ist ein Ort mit vielen Facetten. Hier verbringen Kinder und Jugendliche viele Jahre ihrer Lebenszeit. Sie kommen nicht nur, um ihren Wissensschatz zu erweitern. In der Schule passiert viel mehr. Viele Fragen, Ängste, Sorgen, Freuden, viele Traurigkeiten und Hoffnungen tauchen im Laufe eines Schullebens auf. Gut, wenn Schülerinnen und Schüler in der Schule Freunde finden und erfahren dürfen, dass sie mit dem, was sie bewegt, nicht alleine sind. Noch besser, wenn sie hierüber in einer vertrauensvollen Atmosphäre nicht nur mit Gleichaltrigen, sondern auch mit Lehrern sprechen können. Lehrer, die zuhören können, und die sich Zeit nehmen für die persönlichen Anliegen ihrer Schüler. Die auch dann noch zuhören, wenn sich herausstellt, dass die Schüler mit Kirche „nichts mehr am Hut haben“.
Einer dieser Lehrer ist Johannes Gröger (Lesen Sie auch das Interview mit Johannes Gröger). Seit vielen Jahren wirkt er als Religionslehrer und zugleich als Schulseelsorger am Berufskolleg St. Michael in Ahlen. In dieser „Doppelrolle“ lernt er die jungen Menschen, mit denen er zu tun hat, auf besondere Weise kennen. Durch aufmerksames Zuhören und Beobachten entdeckt er, „was in der Luft liegt“, was die jungen Menschen innerlich umtreibt. Viel Stoff bietet dies: zum Sprechen miteinander ebenso wie für das Mit-Gestalten vieler unterschiedlicher Situationen an der Schule: Ausstellungen zu bewegenden Themen etwa, anlassbezogene Gottesdienste – Taufe und Firmung inbegriffen –, Segnungen zu bestimmten Anlässen und vieles mehr. Zur Offenheit gehört auch, dass schwere Situationen im Leben wie Unfall und Tod nicht ausgeklammert werden.
„Hören – ermutigen – Leben gestalten“ lautet der wohldurchdachte Titel der Neuerscheinung von Gröger. Dieser Dreischritt umreißt präzise die Ausrichtung seiner seelsorglichen Tätigkeit. In seinem Buch dokumentiert er aus der Praxis heraus, wie diese Herangehensweise gelingen kann. Viel Erfahrung und viel Ermutigendes spricht aus seinen Zeilen. Immer wieder kommt zum Ausdruck, dass auch kirchenferne Schüler sich öffnen, dass gerade auch sie stark daran interessiert sind, ihre Glaubensfragen und persönlichen Krisen zum Ausdruck zu bringen. Das Berufskolleg St. Michael unterstützt sie dabei als christlich orientierte Schulgemeinde in freier Trägerschaft – und gibt damit ein mutmachendes und seit Jahren erfolgreiches Glaubenszeugnis.
Angesichts der Tatsache, dass das Bemühen um Antworten auf Sinnfragen und Orientierung gerade bei jungen Menschen von unermesslicher Bedeutung ist, kann Schulseelsorge auf diese Weise Wertvolles leisten und als „Schnittstelle“ zwischen Schule und Kirche nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch wenn sie für das Leben keine „Patentrezepte“ liefern kann.
